Hallo Ihr Lieben,
wollte nun ein bisschen zu meiner neuen Lebenssituation schreiben, damit ihr euch einigermaßen vorstellen könnt, wo ich gelandet bin…
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| Dona Inalda und Nina |
Mein neues Zuhause:
Meine Gastfamilie und ich wohnen in einem kleinen Häuschen ziemlich zentral und in der Nähe der Praca de Republica. Dona Inalda, meine Gastmutter besitzt ein kleines „Restaurant“, welches in der Garage zu finden ist ;) Anliegend findet sich die Küche, dann gelangt man auf den minimini Haushof und anschließend ins „Innere“ des Hauses. Im Untergeschoss ein kleines Bad, der Flur, Dona Inaldas Zimmerchen und daneben mein neues Zimmer. Leider ohne Fenster und vllt 6qm klein. Darin befindet sich in kleines Bett mit ausgelullerter Matratze, meiner Hängematte und einen Schrank, der quasi zu 70% mit Besitztümern meiner Gastschwester (wohnt in einer anderen Stadt) gefüllt sind. Da das Klima in Brasilien bekanntlich sehr schwül ist und eine hohe Luftfeuchtigkeit besteht, riecht mein Zimmerchen leider sehr stark nach Schimmel, der auch überall zu finden ist. Hmm, muss ich wohl die nächsten Tage/Wochen/Monate (?) durch…
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| Hinterhof bei Regen |
Zwar haben wir Strom und fließendes Wasser, allerdings lässt sich dieses nicht regulieren und hat somit immer die gleiche Temperatur. Ein kleiner Schock bei der ersten Dusche, da es doch erfrischend ist ;)Im oberen Stockwerk lebt mein Gastbruder Rodrigo, leider war ich da noch nie, da ich keine „Hausführung“ bekommen habe ;)
Die Verhältnisse sind somit sehr einfach und schlicht, ein gutes Kontrastprogramm zu Deutschland. War aber auch zu erwarten. Internet habe ich natürlich nicht, daher auch die verspäteten Antworten und „Tagebucheinträge“.
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| mit Nina |
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Meine Gastfamilie ist sehr nett und spricht eigentlich ausschließlich Portugiesisch mit mir, damit ich die Sprache schnell lerne. Mit Dona Inalda kann ich tatsächlich auch nur auf Portugiesisch sprechen, Rodrigo spricht zusätzlich etwas Englisch, Brocken Deutsch, fließend Französisch (unterrichtet Französisch) und weitere Sprachen. Ihn kann ich auch super nach grammatikalischen Dingen fragen.
Was meine Wohnsituation betrifft, so habe ich mich entschlossen erst einmal hier zu bleiben und ein wenig die Sprache und Kultur kennen zu lernen. Wenn ich mich ein bisschen eingelebt habe, überlege ich tatsächlich zu Ellen und Isabell zu ziehen.
Meine neue Stadt:
Belém ist die Hauptstadt vom Bundesstaat Pará, liegt einen Grad südlich vom Äquator und ist etwa 130km vom Atlantik entfernt. Die sehr laute, volle und lebendige Hafenstadt und ist direkt am Wasser gebaut (Rio do Pará und Rio Tocantins). Die Straßen und Häuser sind teilweise sehr marode und kaputt oder aber wunderschön und antik. Einige alte Häuser sind von außen mit bunten Fliesen beklebt (keine Ahnung, was das für ein Stil ist) und superschön. Die meisten Häuser sind sehr schmal und nicht allzu hoch, gerne auch kunterbunt bemalt. Die Straßen sind, typisch Großstadt, voll mit lauten, stinkenden Autos, Motorrädern, vielen Autobussen und Taxen. Der Fahrstil ist sehr ruppig, rasant und eher rücksichtslos, obwohl scheinbar wenige Unfälle passieren.
Belém besitzt einen großen Markt, den Ver-o-Peso, der täglich geöffnet ist. Dort gibt’s eigentlich alles zu finden, was das Herz begehrt. Angefangen von Früchten und Gemüse, bis hin zu Fisch, Fleisch, Kleidung, Schmuck, Töpfe, Schüsseln und so weiter.
Auch in den vielen Seitenstraßen stehen etliche Stände, die Kleidung, Taschen und Sonnenbrillen verkaufen. Viele kleine Läden verkaufen bunte, gewobene Hängematten.
Natürlich findet man an jeder Ecke kleine und große, vor allem aber alte Kirchen und Museen. Ich freue mich schon, die Museen besuchen zu können :)
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| Praca da Republica und Teatro Paz |
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Da Belém so wassernah gebaut wurde, besitzt die Stadt einen großen Hafen, der vor allem zu Zeiten des Kautschuk-Booms seine Blütezeit besaß. Heute wird besonders viel Fisch geliefert, welch ein Duft bei diesen Temperaturen ;)
Des Weiteren besitzt meine neue Stadt Theater und Parks. Bilder folgen sicher nach und nach.Leider ist Belém keine besonders sichere Stadt, gewisse Viertel sollte man vor allem abends und nachts meiden, aber auch zur Mittagszeit, wenn nahezu jeder Brasilianer zuhause Mittag isst. Wertsachen sind zuhause am sichersten und auch große Taschen und viel Geld sollten nicht mitgenommen werden. Ich hoffe einfach, dass ich niemals ausgeraubt werde…
Das Busfahren ist in Belém ein kleines Abenteuer. Der Bus hält wie es ihm gerade passt und muss in vielen Fällen „rausgewunken“ werden, da sonst die Möglichkeit besteht, dass er einfach durchfährt. Bushaltestellen sind für mich irgendwie noch nicht wirklich ersichtlich und die Busfahrer fahren, als hätten sie einen Bleifuß. Aber gut, dafür sind Busfahrten mit 1,85 R$ (ca. 90 c) recht günstig.
Mein neues Klima:
Heiß und schwül trifft es wohl am Besten. Da gerade brasilianischer Sommer ist, befinden wir uns in der Regenzeit. Das bedeutet, dass sich hin und wieder der Himmel so dermaßen entleert, dass erstmal gar nix mehr geht, bzw. alles in slow-motion geschieht. Letzte Woche hat es etwa 4 Std. durch geregnet. Nicht mit einem Fisselregen wie in Wuppertal… Neeiiiin: die Straßen waren letztlich so überschwemmt, dass kaum ein Auto fahren konnte und der Regen den Verkehr lahm gelegt hat. Auf der Straße standen die Menschen teilweise kniehoch im Wasser. Es soll wohl noch schlimmer gehen. Ich bin gespannt.
Ansonsten haben wir meist 28°C oder wärmer und wie gesagt: es ist schwül, d.h., dass man selbst nach dem Duschen schon wieder so dermaßen verschwitzt ist, dass man eine Dusche bräuchte ;)
Meine neue Uni:
Zur Unama kann ich leider noch nicht viel sagen. Leider beginnt mein Studium hier sehr chaotisch. Da ich noch etwas verunsichert bin und leider die Sprache nicht beherrsche, bin ich noch immer nicht immatrikuliert. Soll heute (25.2.) aber endlich mal in Angriff genommen werden- ich bin gespannt. Anschließend kann ich sicher das ein oder andere zu meinem Semesterstundenplan und so weiter sagen. Ich hoffe, dass ich nicht zu viele Seminare besuchen muss, da ich lieber praktisch irgendwas machen würde… Geduld…
Meine Speisekarte:
Besteht neuerdings aus viiiiiiel Reis, Bohnen, Farofa (geröstetes Maniokmehl) und paniertem Hühnchen, achja, ein bisschen Salat und „verkochte“ Knoblauchspaghetti. Früchte und Gemüse sind leider verhältnismäßig teuer und landen nicht allzu viel auf dem Tisch.
Irgendwie muss ich noch mit Dona Inalda reden, dass ich morgens nahezu verhungere (*g*), da es nur Saft, Kaffee und ein trockenes Brötchen/Milchbrötchen gibt. Leider bin ich immer wieder im Zwiespalt, wie viel ich von meiner Gastfamilie erwarten kann und um wie viel ich mich selbst kümmern muss. Hmmm… keine Ahnung.
Leider habe ich bisher nicht wirklich viel Fisch gegessen, dabei habe ich mich doch schon sooooo auf Meeresfrüchte gefreut…
Meine neue Sprache:
Tja, ich denke und träume in Deutsch, allerdings befasse ich mich gezwungenermaßen immer mehr mit dem brasilianischen Portugiesisch. Dabei ist das Verstehen noch wesentlich einfacher als das Sprechen, aber ich merke von Tag zu Tag, dass mehr geht, wobei es doch noch sehr Tagesform abhängig ist. Je müder ich bin, umso schwerer fällt mir die neue Sprache. Anderen Gesprächen und dem TV kann ich leider so gar nicht folgen, wenn jemand langsam mit mir spricht und ich die Person auch sehe, geht’s schon wesentlich besser.
Achja: laute Nebengeräusche machen wirklich ALLES zunichte ;)
Ich drücke euch aus der Ferne!!